Die grüne Taxonomie der EU in 7 Fragen verstehen

Bastien Halary
Date12 Oktober 2022

Der EU-Rat hat viele Monate lang an der Entwicklung der grünen Taxonomie gearbeitet. Was hat es damit auf sich? Deepkis Blog erklärt es Ihnen hier…

1. Was ist die Grüne Taxonomie der Europäischen Union?

Bei der EU-Taxonomie handelt es sich um ein Klassifizierungssystem, das eine Liste ökologisch nachhaltiger Wirtschaftstätigkeiten erstellt und dabei ökologische Grundsätze mit wirtschaftlichen Interessen verknüpft. 

Die Grüne Taxonomie fördert die nachhaltige Finanzierung, indem sie Investoren Kriterien zur Identifizierung und Bewertung umweltfreundlicher Aktivitäten an die Hand gibt. Dadurch dass sie einen gemeinsamen europäischen Rahmen vorschlägt, soll sie auch als Schutz gegen Greenwashing dienen.

2. Was ist ihr Ziel?

Die EU-Taxonomie zielt darauf ab, die Kohlenstoffemissionen bis 2030 um 50% zu senken und bis 2050 Kohlenstoffneutralität zu erreichen, was den europäischen Ländern einen Anreiz gibt, den Kampf gegen den Klimawandel anzuführen. In Frankreich z. B. verpflichtet das Décret Tertiaire den Immobiliensektor, seinen Energieverbrauch (im Vergleich zu 2010) bis 2030 um 40%, bis 2040 um 50% und bis 2050 um 60% zu senken.

3. Welche Sektoren sind betroffen?

  • Kommunikations- und Informationstechnologien
  • Wasser, Abfall und Kanalisation
  • Bauwesen
  • Verkehr
  • Industrielle Produktion
  • Landwirtschaft und Waldpflege 
  • Lieferanten von Gas, Strom, Dampf und Klimaanlagen

4. Wie werden grüne Aktivitäten charakterisiert?

Die Aktivitäten werden in drei Kategorien eingeteilt: 

  • Neutrale oder kohlenstoffarme Aktivitäten
  • Aktivitäten in der Übergangsphase, d.h. solche, die ein Szenario mit Null-Emissionen bis 2050 ermöglichen 
  • Aktivitäten, die den Übergang ermöglichen, d. h. die anderen Unternehmen helfen, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren.

Welche Kriterien bestimmen die Nachhaltigkeit?

Um als nachhaltig zu gelten, muss eine Aktivität zu einem der sechs definierten Ziele beitragen, ohne eines der anderen fünf zu beeinträchtigen:

  • Eindämmung des Klimawandels
  • Anpassung an den Klimawandel
  • Schutz der Wasser- und Meeresressourcen
  • Kreislaufwirtschaft und Abfallmanagement
  • Vermeidung und Kontrolle von Umweltverschmutzung
  • Respekt für Ökosysteme

5. Wann tritt die EU-Taxonomie in Kraft?

Die Europäische Taxonomie wird zwischen 2021 und 2022 in Kraft treten. Zu den Themen, die noch diskutiert werden, gehören die Kernkraft und die Gaskraft, die für erhebliche Diskussionen gesorgt haben.

6. Wie wird sich das System im Laufe der Zeit weiterentwickeln?

Die Grüne Taxonomie der EU wird alle drei Jahre überprüft, um sicherzustellen, dass sie optimal an den Kampf gegen den Klimawandel angepasst ist.

7. Welche Auswirkungen wird sie auf den Immobiliensektor haben?

Mit 40% des Energieverbrauchs und 36% der CO2-Emissionen ist der Immobiliensektor der Bereich mit der höchsten Umweltbelastung in Europa. Die Expertengruppe, die mit der Ausarbeitung eines Berichts für den Rat der Europäischen Union beauftragt wurde, hat sich für ein Übergangskonzept entschieden. Neue Gebäude müssen annähernd kohlenstofffrei sein, ohne dieses Ziel unbedingt zu erreichen. Die Kriterien werden schrittweise angepasst, bis das Null-Kohlenstoff-Ziel erreicht ist, so dass die Branche Zeit hat, sich auf diesen Wandel vorzubereiten. 

Die EU-Taxonomie könnte Europa sehr wohl an die Spitze der Energiewende bringen, allerdings nur, wenn jeder auf seiner Ebene Maßnahmen ergreift. Im Immobiliensektor gibt es heute viele Möglichkeiten, den CO2-Fußabdruck zu verkleinern und die Umweltbelastung zu reduzieren.