Resilienz

DateDezember 22, 2021

Was ist Resilienz?

Resilienz oder auch Anpassungs- oder Widerstandsfähigkeit ist die Fähigkeit, sich auf Herausforderungen vorzubereiten, darauf zu reagieren und sich davon zu erholen. Im Immobilienbereich und dessen Zusammenhang mit dem Klimawandel bezieht sich dies auf die Fähigkeit einer Immobilie oder eines Immobilienportfolios, sich auf faire und nachhaltige Weise an Veränderungen anzupassen. Da der Klimawandel die Wetterverhältnisse auf der ganzen Welt beeinflusst, nehmen die ökologischen und sozialen Herausforderungen an Häufigkeit, Umfang und Kosten zu. Es steht zwar fest, dass die weitere Nutzung fossiler Brennstoffe zu einer zunehmenden Erwärmung des Planeten und zu erheblichen ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen führen wird, aber der genaue Zeitpunkt und das Ausmaß dieser Auswirkungen sind schwer vorherzusagen. Dennoch stellen diese Risiken eine unmittelbare Bedrohung dar, und es wird erwartet, dass sie sich auf Organisationen in den meisten Wirtschaftssektoren auswirken werden. Diese Herausforderungen bieten jedoch auch bedeutende Chancen für Organisationen, die sich für Klimaresilienz, anpassungsfähige Lösungen und die Erarbeitung von Wegen zum Net-Zero-Ziel einsetzen.

Klimarisiken lassen sich in drei Hauptkategorien einteilen:

  • Transitionsrisiken (auch Übergangsrisiken genannt) treten während des Übergangs zu einer emissionsärmeren Wirtschaft auf, in der Organisationen mit erheblichen politischen, rechtlichen, technologischen und marktbezogenen Veränderungen konfrontiert sein können, um Risiken zu mindern und erforderliche Anpassungen vorzunehmen. Je nach Art und Dringlichkeit dieser Veränderungen sind Immobilieneigentümer und Asset-Manager mit einem unterschiedlich hohen finanziellen und Reputationsrisiko durch Schäden am Ruf der Organisation konfrontiert.
  • Die physischen Risiken, die sich aus dem Klimawandel ergeben, können akut (durch konkrete Ereignisse ausgelöst) oder chronisch (langfristige Verschiebungen der Klimaverhältnisse) sein. Diese Ereignisse können sich finanziell auf Organisationen auswirken, z. B. durch direkte Schäden an Immobilien oder indirekte Schäden an Lieferketten. Der finanzielle Wert einer Immobilie kann durch die Verfügbarkeit, die Beschaffung und die Qualität von Wasser, die Lebensmittelsicherheit und akute Wetterveränderungen, die sich auf das Land, den Betrieb, die Lieferketten und die Sicherheit auswirken, beeinträchtigt werden.
  • Soziale Risiken ergeben oder verstärken sich aus Folgen des Übergangs zu einer emissionsärmeren Wirtschaft oder aus physischen Klimarisikofaktoren. Zu den sozialen Risikofaktoren gehören Schocks und Stressfaktoren wie Ungleichheiten, Störungen auf dem Arbeitsmarkt, Gebäudeknappheit, Unfälle und Todesfälle bei extremen Wetterereignissen.

Die rechtlichen Bestimmungen holen auf

Die Bedrohungen, die der Klimawandel für Unternehmen und Finanzmärkte darstellt, sind bereits Realität. Um sich gegen Risiken abzusichern und auf künftige Herausforderungen vorzubereiten, müssen Immobilieninvestoren besser verstehen, wie sie Trends erkennen und bewerten, sich auf Beeinträchtigungen und veränderte Rahmenbedingungen einstellen und im Laufe der Zeit Resilienz aufbauen können. 

Im Jahr 2017 veröffentlichte die Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) einen Bericht mit Empfehlungen, wie Unternehmen klimabezogene Finanzinformationen offenlegen können. Der Bericht empfiehlt, dass Unternehmen Governance, Strategie, Risikomanagement, Messgrößen und Ziele in Bezug auf klimabezogene Risiken und Chancen kommunizieren. 

Die EU-Taxonomie aus dem Jahr 2020 umfasst ein technisches Dokument, das entwickelt wurde, um Unternehmen und Investmentgesellschaften Klarheit über die Umweltfreundlichkeit diverser Aktivitäten zu verschaffen und die Finanzierung dorthin zu lenken, wo sie am dringendsten benötigt wird. Die Taxonomie wird es den Marktteilnehmern ermöglichen, in wirklich nachhaltige Möglichkeiten zu investieren und Versuche von Greenwashing zu unterbinden. Die sechs in der Taxonomie beschriebenen Ziele sind: Eindämmung des Klimawandels, Anpassung an den Klimawandel, nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen, Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, Abfallvermeidung und -recycling, Vermeidung und Kontrolle von Umweltverschmutzung sowie Schutz gesunder Ökosysteme.

Markttrends bei Immobilien und Infrastruktur

Die durch Treibhausgasemissionen verursachte Erderwärmung stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Weltwirtschaft dar und wird sich unmittelbar auf die Immobilienbranche auswirken. Ohne die Umsetzung einer robusten Resilienzstrategie bleiben Immobilieninvestoren und -verwalter einem erheblichen und teilweise unvorhersehbaren Klimarisiko ausgesetzt.

In der Immobilienbranche ist die Nachfrage nach mehr Leitlinien, Transparenz und Regulierung für klimabezogene Finanzberichte deutlich gestiegen, und es zeichnet sich eine nie dagewesene Unterstützung für Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels ab.

Im Oktober 2021 kündigte die britische Regierung an, dass die größten britischen Unternehmen ab 2022 ihre klimabezogenen Finanzinformationen in Übereinstimmung mit den TCFD-Empfehlungen offenlegen müssen. Was als freiwillige Offenlegungsempfehlungen begann, ist heute Teil der rechtlichen Rahmenbedingungen in der Europäischen Union, in Singapur, Kanada, Japan und Südafrika. 

Die EU-Taxonomie, die die Grundlage für den EU-Aktionsplan für nachhaltige Finanzen bildet, wird neue Vorschriften untermauern, nach denen Investmentgesellschaften von 2021 an in einem gemeinsamen Rahmen offenlegen müssen, wie „grün“ ihre Strategien sind. 

Die Verfügbarkeit umfassender Informationen zum Risikomanagement für Investoren und Immobilienverwalter schafft neue Möglichkeiten für eine effektive Resilienzplanung und -umsetzung. Es ist heute wichtiger denn je, dass Immobilienunternehmen diese Risiken nicht nur verstehen, sondern auch Chancen erkennen und ergreifen, um eine stärkere und widerstandsfähigere Weltwirtschaft zu schaffen.